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Energieverbrauch sinkt wetterbedingt bei weiter steigenden Gaspreisen
08.08.2022
Das Wetter der vergangenen Monate ist ohne Frage nicht für jeden erfreulich. Viele Landwirte beklagen das milde Wetter und das Fehlen der für Ernten wichtigen regelmäßigen Niederschläge. Zur selben Zeit verzeichnen beispielsweise Firmen im Bereich der Klimatechnik stetig steigende Auftragszahlen. Unter dem Einfluss des Krieges in der Ukraine und der Entwicklungen der Energiekrise indes war die meteorologische Lage durchaus positiv. So berichtete die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen zur Wochenmitte, der Energieverbrauch sei in Deutschland in den ersten sechs Monaten gegenüber dem ersten Halbjahr des Jahres 2021 um rund 3,5 Prozent. Doch nicht nur das Wetter spielte laut den Experten eine wichtige Rolle.
Günstiges Klima für Gaskunden lässt den Verbrauch fallen
Beim sogenannten „Primärenergieverbrauchs“ ermittelten die Experten einen Wert von 5.950 Petajoule bis zur Wochenmitte. Grund für den Rückgang war wie gesagt vorrangig das milde Wetter. Diese habe den größten Effekt bei den Energieeinsparungen bis Ende Juni dieses Jahres gehabt. Ohne die Berücksichtigung des „verbrauchssenkenden Effekts“ der Witterung wäre der Energieverbrauch im Land laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lediglich um etwa ein halbes Prozent gesunken. Auswirkungen auf den Verbrauch hatte ebenfalls die Abschwächung des deutschen Wirtschaftswachstums. Das Wachstum der Wirtschaft in Höhe von 1,5 Prozent im ersten Halbjahr 2022 hat der Analyse zufolge eine eher überschaubaren verbrauchssteigernden Effekt“ gehabt.
Die Berliner AG erläutert, das hohe Niveau der Energiepreise in Deutschland habe nicht nur kurzfristig Einsparungen nach sich gezogen. Langfristiges Sparpotenzial ergebe sich zudem daraus, dass Verbraucher und Unternehmen zunehmend den Nutzen von Investitionen in Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung erkennen.
Starker Rückgang des Gasverbrauchs bis zum Ende des Quartals 2022
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen teilte ebenso mit, dass der Verbrauch im derzeit besonders kritischen Bereich Erdgas von Anfang Januar bis Ende Juni 2022 um fast 15 Prozent gefallen sei. Dies sei nicht nur durch aktive Einsparungen wegen der Witterung in Haushalten möglich geworden. Auf der anderen Seite sei nämlich im ersten Quartal 2022 der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien gestiegen und der Anteil der Erdgasverstromung gesunken.
Anteil von Kohle sowie Wind- und Sonnenenergie bei Stromerzeugung im Aufwind
Gestiegen allerdings sind gegenüber dem zweiten Pandemie-Jahr die Verbrauchswerte bei den Energieträgern Steinkohle (+ 9,2 %) und Braunkohle (+10,6). Erneuerbare Energien trugen bis zum Ende des zweiten Quartals 4,7 Prozent zur Stromerzeugung als im Vorjahreszeitraum bei. Im Bereich Windenergie stieg der Beitrag um 18 Prozent, bei Fotovoltaik um ein Fünftel gegenüber den beiden ersten Quartalen 2021.
Das eigentliche Problem: immer neuer Gaspreisrekorde
So positiv diese Zahlen auch wahrgenommen werden können: Gemessen am mehrmonatigen Anstieg der Gaspreise können die bisherigen Einsparungen in deutschen Haushalten nur einen Teil der Mehrkosten ausgleichen. Eben deshalb raten immer mehr Energieexperten Verbrauchern, den Verbrauch noch weiter zu senken. Der Hintergrund: Bis August 2022 sind die Gaspreise im Vergleich zum Vorjahr um gut 184 Prozent gestiegen. Privathaushalte zahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum inzwischen fast das Dreifache, so das Ergebnis einer Auswertung der Experten des renommierten Verbraucherportals Verivox. Im August 2021 lag der Preis für einen Gasverbrauch in Höhe von 20.000 Kilowattstunden bei knapp unter 1.260 Euro. Derselbe Haushalt zahlt genau 12 Monate später im Durchschnitt fast 3.570 Euro. Hoffnung auf eine frühzeitige, baldige Entspannung sollten sich Verbraucher nicht machen. Die Ankündigung vieler örtlicher Grundversorger, im Spätsommer die Preise für Energie deutlich anzuheben.
Immer mehr Gasgrundversorger kündigen deutliche Preisanhebungen
Erste Haushalte haben inzwischen entsprechende Benachrichtigungen ihrer Versorger erhalten. Zwar gehen solche Tarifanpassungen mit einem Sonderkündigungsrecht für Kundinnen und Kunden einher. Günstigere Alternativen auf dem Gasmarkt gibt es jedoch kaum. Zumal viele Anbieter auch einen Aufnahmestopp verhängen könnten oder dies wegen der enormen Belastungen bereits getan haben. Hinzu kommt im Herbst die sogenannte Gas-Umlage, die bei bis zu 5 Cent pro Kilowattstunde liegen könnte. Auch sie wird die Gaspreise bundesweit nochmals befeuern. Derzeit haben für den Zeitraum von August bis Oktober bereits 136 Grundversorger bekannt gegeben, die Preise anzuheben. Der durchschnittliche Anstieg wird bei rund 50 Prozent liegen. Beim aktuellen Rekordpreis von 18 Cent je verbrauchter Kilowattstunde ist das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht, wie Verivox-Energiespezialist Thorsten Storck aktuell zu bedenken gibt.
Der nächste Ausbruch wird somit spätesten dann folgen, wenn Versorger Endkunden stärker als bisher an den hohen Preisen im Großhandel beteiligen können. Viel mehr als nach weiteren Möglichkeiten für noch stärkere Einsparungen zu suchen und auf neue staatliche Entlastungspakete zu hoffen, können Verbraucher dieser Tage also kaum tun.